Kanu - Historie
Oft werden wir nach "Indianerkanus" gefragt. Gemeint sind dabei die Kanus in
"Winnetou-Optik". Doch welche Kanus wurden wirklich von Indianern benutzt? Wer
fuhr mit welchen Booten? Wie sind die Bootstypen entstanden? Wer benutzte noch
Kanus? Auf den folgenden Seiten versuchen wir einen kleinen Überblick zu geben.
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Die ersten Boote
Unsere frühgeschichtlichen Vorfahren sind sicher nicht wie wir heutigen
"Freizeitpaddler", zu ihrem Vergnügen auf das Wasser gegangen. Der tägliche
Kampf um Nahrung wird sie dazu gezwungen haben. In den Teilen der Erde, wo
damals schon Bäume wuchsen, waren vermutlich einfache Baumstämme, mit
Aststümpfen als Haltegriffe die ersten "Boote". Aus diesen haben sich dann die
Einbäume und Flöße entwickelt.
In Mitteleuropa dauerte die letzte Eiszeit bis etwa 8000 v. Chr. Die Nomaden lebten in ausgedehnten Tundren. Da gab es kein "Schiffsbaumaterial". Es versperrten aber überall große Flüsse und Ströme aus Schmelzwasser die Wege. Das Wild entkam den Jägern oft mühelos, indem es diese Gewässer durchschwamm. Notgedrungen wurden die ersten primitiven Fellboote hergestellt. Diese hat man dann nach und nach versteift und verbessert, bis man zu den Formen fand, die noch heute bei Faltbooten und den Kajaks der Eskimos zu sehen sind. Später gab es dann auch in Europa das nötige Holz. Wie archäologische Funde belegen, wurden bei uns bereits in der Steinzeit Einbäume benutzt. Baumaterial war vor allem Eiche. Ähnlich wie in Europa entwickelte sich auch der Bootsbau in anderen Teilen der Welt. Was und wie gebaut wurde war vor allem vom vorhandenen Baumaterial, dem Entwicklungsstand der Erbauer und dem Einsatzzweck abhängig. ![]() Fast alle frühgeschichtlichen Bootsformen sind heute noch in Gebrauch, z.B. Einbäume in Afrika, geflochtene Korbboote in Indien, Auslegerkanus auf den Südseeinseln, die schon erwähnten Eskimo-Kajaks und die Kanus Nord-Amerikas. Dabei stellen die Kanus der Nordamerikanischen Indianer und die Kajaks der Eskimos die Vorläufer unserer modernen Sportboote dar. Die Boote der Indianer von Mittel- bis Nordamerika
Entgegen langläufiger Meinung hatten sich im Gebiet der heutigen USA und
Kanadas viele vollkommen unterschiedliche Bootstypen entwickelt. Wir können
hier jedoch nur auf die Boote im 18./19.Jahrhundert eingehen. Aus der Zeit
davor liegen nur wenige Quellen wie Aufzeichnungen oder archäologische Funde
vor. Viele dieser Boote können sie heute im
Kanadischen Kanu-Museum Bootstypen in den USA im 18. / 19.
Jahrhundert.
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1. | Der Südosten: Einbäume und Binsenboote | ![]() |
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2. | Der Südwesen: Einbäume und Flösse | |||
3. | Die Plains: Einbäume und Flösse, Fellboote | |||
4. | Plateaus und Hochbecken: "Störnasen"- und "Flathead" -Rindenkanus | |||
5. | Kalifornien: Binsenboote | |||
6. | Die Nordwestküste: Zedernholz - Kanus und Einbäume | |||
7. | Die arktische Region: Rindenkanus, Einbäume, Fellboote und Kajaks | |||
8. | Der Nordosten: Rindenkanus , Fellboote und Kajaks |
Im Südosten der USA, im Gebiet des heutigen Florida, waren bei den
meisten Indianerstämmen kiellose Einbäume in Gebrauch. Diese wurden sowohl
gepaddelt als auch gestakt.
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Stämme wie die Seminolen oder Mikasuki benutzten diese Boote zum Fischen und zur Jagd. Gefischt wurde mit reusenartigen Fischfallen, Pflanzen- und Pilzgift sowie mit Pfeil und Bogen. Später wurden auch eingetauschte Angelhaken verwendet. Im Boot stehend wurde mit Pfeil und Bogen auch Jagd auf Schildkröten, Aligatoren, Wasservögel und Waschbären gemacht | ![]() |
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Aus dem Südwesten der USA und den Plains sind keine Bootstypen überliefert. Im diesen halbwüstenähnlichen Steppen waren auch keine Boote nötig. Ausnahmen bildeten das Mississippi - und Missouri - Tal. Auch hier wurden kiellose Einbäume verwendet. Kanus wie wir sie aus Kanada kennen, wurden hier erst durch Handelsgesellschaften zu Ende des 19.Jahrhunderts eingeführt. |
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In den Plateaus und Hochbecken der USA, im Gebiet von Britisch-Columbia, dem östlichen Oregon und Washington, sowie Teilen Idahos und Montanas, variierte die Form der Kanus. Stämme des Nordens wie die Shuswap, Thompson und Okanagan benutzten den spitzbugigen "Störnasen-Typ" aus Zedernrinde. ( Zeichnung ) ; der gleiche Typ war aber auch bei den südlicheren Coeur d`Alêne und den Kutenai in Gebrauch. |
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Gelegentlich wurden auch Flöße gebaut. Hierzu wurden Tule-Dachmatten zusammengerollt und die Bündel miteinander verschnürt. Diese wurden dann noch an beiden Enden wie Kanus zugespitzt. Stämme wie die Kalispel und Pend dÒreilles waren als ausgezeichnete Bootsbauer weithin bekannt; der Form nach ähnelten die Boote den "Störnasen", unterschieden sich aber darin von Ihnen, dass sie gerade abgeschnittene Bootsenden aufwiesen. Dieser Bootstyp war auf irokesischen Einfluss zurückzuführen. Die Irokesen standen im Dienst der Pelzhändler und bauten die Flathead-See Rindenkanus vom "östlichen oder irokesischem Typ" her. |
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Die Nec Perce` scheinen den einfachen Einbaum bevorzugt zu haben. Dieser wurde aus einem Stamm mit Hilfe von Feuer hergestellt. Er wurde sowohl mit Stangen, als auch mit Paddeln vorwärtsbewegt und war zwischen fünf und dreizehn Meter lang. Welche Bedeutung die Boote für die Nec Perce´ gehabt haben dürften, geht aus dem Namen hervor, den ihnen die Crow gaben. A-pu-pe, was soviel wie "paddeln" bedeutet. Doch schon 1806 waren Kanus bei den Nec Perce´ selten und einige große Dörfer schon völlig ohne "Kanus". Die Pferde hatten Sie ersetzt. |
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Kalifornien war das Land der "Binsenboote". Diese Boote waren vom Typ her den Booten der Inkas und Papyrusbooten der Ägypter sehr ähnlich. Sie wurden aus Tulebinsen gefertigt. Stämme wie die Pomo benutzten sie vor allem zum Fischen. |
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Die Nordwestküste der USA , vom Columbia River bis hinauf ans Ende des Alaska Panhandle war von 30 seefahrenden Indianerstämmen bewohnt. Von ihnen waren die Heida die besten Bootsbauer. Als seefahrendes Inselvolk waren sie in höchstem Maße von ihren Booten abhängig. Die Kanus der Haida wurden durch kontrolliertes Ausbrennen und dem Einsatz von Dechsel und Stechbeitel aus Zedernstämmen gefertigt. Ein hoch aus dem Wasser ragendes Heck erleichterte die Hochseeschifffahrt und diente bei Kriegen zum Rammen der gegnerischen Boote. Ihre scharf zugespitzten Paddel dienten nicht nur der Fortbewegung, sondern dienten auch als schreckliche Waffen. Die Heida - Kanus waren nicht nur die besten an der gesamten Nordwestküste, - sondern auch durch die Bemalung mit Wappen -verzierungen die schönsten. Motive waren Schutzsymbole wie der "Donnervogel" oder der Schwertwal, als "Geist und Herr der Meere". |
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Ein weiterer Bootstyp der Nordwestküste war das Langboot. Ein Einbaumtyp, wie er zum Beispiel von den Swinomish - Indianern benutzt wurde. Diese bis zu 15 Meter langen Einbäume wurden aus Zedernholz gefertigt. Durch lange, geschwungene Vorsprünge an Bug und Heck ereichten sie eine große Stabilität auch bei rauer See. |
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Im unwegsamen Gelände Kanadas und Alaskas waren Kanus von grundlegender
Bedeutung für die Mobilität der Indianer. Mangels geeigneter Holzsorten wurden
hier die
Birkenrinden-Kanus entwickelt.
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Hier in Kanada entstanden die echten Vorläufer unserer Sportboote. So bauten
die Montagnais-Naskapi und Passama -quoddy Kanus, die in der Form unseren
Wander- oder Wildwasser-Canadiern entsprechen. |
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Das folgende Bild zeigt ein Lager der Maliseet-Passamaquoddy. Auch wenn die dargestellten "Behausungen" Tipis sehr ähnlich sehen, waren es doch "Wigwams", die von den Nordischen Indianerstämmen benutzt wurden. Tipis und Cowboy-Hüte kamen erst in der Zeit von 1855 bis 1895 nach Nordamerika. Diese Zeit hatte wenig mit Romantik zu tun. Es war die Zeit, auf die "wir Weißen" wenig Grund haben stolz zu sein. Die Zeit der Ausrottung und Vertreibung der Indianer. Es waren die durch die US-Kavallerie verfolgten Gruppen von Prärieindianern, die Tipis nach Kanada brachten. | ![]() |
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"Wigwam" war ein Algonqui - Wort, das etwa "gebrochene Stangen" bedeutet. Das Wigwam war der traditionelle Häuserstiel der Waldindianer Nord -amerikas. Junge Hickorybäume oder Ulmen wurden aufrecht in einem Kreis von zwei bis sechs Metern angeordnet und im Boden eingegraben oder durch Querhölzer gesichert. An der Spitze wurden die Stangen zu einem Rahmen zusammengebunden, der im Sommer mit |
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Gras- oder Schilfmatten und im Winter mit der Rinde von Birken, Ulmen oder Kastanien bedeckt wurde. Diese Rinden wurden auch zum Bau der Kanus und für Gebrauchs -gegenstände wie Körbe benutzt. | |||||
Das aus den Karl May Filmen bekannte "Indianer Kanu" war der Rindenkanu-Typ, der Chippewa. Diese bewohnten das Gebiet im Nordosten Kanadas, wo die North Bay Company ihren Sitz nahm. Diese Handelsgesellschaft, die später in der Hudson Bay Company aufging, erschloss die Waldgebiete Kanadas für den Pelzhandel. Hierzu verwendeten Sie | ![]() |
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auch die Kanus der Ureinwohner. Diese Boote wurden zu Vorbilder für die Frachtkanus der Voyageurs den "Spediteuren" des Pelzhandels. | |||||
Wer sich näher mit Rindenkanus beschäftigen will, oder selbst ein Kanu nach
historischen Vorbild bauen möchte, dem können wir noch folgende Seiten
empfehlen: Die Internetseiten des "Canadian Museum of Civilization" bieten neben vielen Abbildungen auch Informationen zur Konstruktion von Rinden-Kanus. Weitere Informationen zu Birkenrindenkanus und "Indianischen Techniken, finden Sie auf den Seiten von Native Tech Hier zum Schluss noch eine deutsche Seite die sich mit dem Selbstbau von Kanus Ganz andere Bootstypen haben sich in den arktischen Gebieten des Amerikanischen Kontinents entwickelt, die Kajaks und Vorläufer unserer Falt-Canadier. |
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Diese Seiten wurden von Karl Danner (Ruhstorf) gestaltet und mir freundlicherweise übergeben. Sie werden künftig an dieser Stelle gepflegt. |
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